Die Eingewöhnung...
Ihr Kind steht nun vor einer großen Herausforderung. Es soll sich an eine neue Umgebung, neue Menschen und an einen veränderten Tagesablauf gewöhnen und vor allem eine längere Trennung von den Eltern verkraften. Es ist uns sehr wichtig, dass wir uns ausreichend Zeit nehmen, um sensibel auf die Signale Ihres Kindes reagieren zu können und es „langsam“ an die neue Situation zu gewöhnen und Vertrauen aufzubauen. Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit und braucht unterschiedlich lang, um einem anderen Menschen zu vertrauen. Die „partizipatorische Eingewöhnung“, ist für uns eine sinnvolle und sanfte Methode, um ihr Kind und auch Sie als Eltern individuell und behutsam bei uns ankommen zu lassen. Das Modell ermöglicht eine Eingewöhnung, die respektvoll und bedürfnisorientiert ist und fördert somit das emotionale Wohlbefinden des Kindes in der Kindertagespflege. Das Wohlfühlen des Kindes ist ein wichtiger Teil für den Aufbau einer stabilen Bindung zur Tagespflegeperson und bildet die Grundlage für eine gelungene Betreuung und Erziehungspartnerschaft.
Informieren: In einem persönlichen Gespräch vor Beginn der Eingewöhnung können Sie uns gerne Fragen stellen, die Ihnen hinsichtlich der Einrichtung, der Alltagsstrukturen, der pädagogischen Arbeit und der Eingewöhnung wichtig sind. Für uns ist sehr hilfreich, wenn Sie uns über die Interessen, Vorlieben und Abneigungen Ihres Kindes informieren. Dabei können auch Einblicke in die Schwangerschaft, die Geburt oder das erste Lebensjahr Ihres Kindes von Bedeutung sein. Je mehr wir an Ihrer Eltern-Kind-Geschichte teilhaben dürfen, desto besser und individueller können wir auf Sie und Ihr Kind eingehen.
Ankommen: Ein Elternteil begleitet das Kind zu unterschiedlichen Tageszeiten in unsere Kindertagespflege. Sie dürfen gemeinsam die Räume erkunden, an unserem Alltag teilnehmen und die Kinder, sowie uns als Betreuungspersonen kennenlernen. In dieser Phase sind vor allem Sie als Bezugsperson für ihr Kind da. Wir als Betreuungspersonen stehen Ihnen, unterstützend und mit einem offenen Ohr, zur Seite. Diese Phase dauert in etwa eine Woche, die Angabe dient aber nur zur Orientierung, da jede Eingewöhnung individuell verläuft.
Kontakt aufnehmen: Im Anschluss wird es Seitens der Tagespflegeperson immer wieder zu Spiel- und Beziehungsangeboten kommen. Dies kann z.B. das Angebot eines Buches oder einer Aktivität sein. Hierbei entscheidet das Kind, ob und inwiefern es diese Angebote annimmt und sich von Ihnen entfernen möchte. Das Kind sollte von Ihnen nicht dazu motiviert werden, in Kontakt mit der Betreuungsperson zu gehen.
Beziehung aufbauen: Sollte die Kontaktaufnahme und Angebote der Betreuungsperson vom Kind gut angenommen werden und ihr Kind sich zum Spielen von der Betreuungsperson motivieren lässt, wird schrittweise eine Beziehung zu Ihrem Kind aufgebaut und je nach Interessen des Kindes ausgebaut. Die Betreuungsperson beobachtet Ihr Kind aufmerksam und reagiert auf seine individuellen Bedürfnisse. Sie als Bezugsperson bleiben nun im Hintergrund, um Ihrem Kind weiterhin Sicherheit zu geben.
Wohlfühlen in der Kindertagespflege: Ihr Kind lässt sich in verschiedenen Situationen immer mehr auf die Betreuungsperson ein z.B. beim Essen oder Wickeln und spielen. Sie können auch mal ohne Ihr Kind kurz den Raum verlassen, um sich z.B. ein Wasser zu holen – Sie sagen Ihrem Kind natürlich Bescheid, dass Sie das tun, und schauen, ob es damit einverstanden ist. Sie als Elternteil ziehen sich langsam zurück, während die Tagespflegeperson zunehmend die Rolle der Bezugsperson in der Großtagespflege übernimmt.
Bereit für den Abschied: Sollte Ihr Kind die Betreuungsperson schon als Bezugsperson akzeptiert haben, kann ein Trennungsversuch gewagt werden (wenn ein Wochenende dazwischen war, wird der Trennungsversuch frühestens an dem Dienstag stattfinden). Wenn Ihr Kind und auch Sie als Elternteil bereit für die erste Trennung sind, ist es sehr wichtig, dass Sie sich von Ihrem Kind vor Ihrem Weggang bewusst verabschieden und sagen, dass Sie bald wiederkommen. Sie verlassen die Großtagespflege und bleiben in Reichweite für max. eine halbe Stunde. Sollte Ihr Kind, dass akzeptieren und sich von seiner Betreuungsperson trösten lassen, kann die Trennungszeit innerhalb der nächsten Tage langsam gesteigert werden. Sollte es sich nicht von der Betreuungsperson trösten lassen, werden Sie sofort angerufen, um Ihr Kind abzuholen. Die Eingewöhnungszeit wird dann nochmal angepasst. Um den Übergang ein wenig zu erleichtern, können Sie Ihrem Kind das Lieblingskuscheltier, einen Schnuller oder etwas anderes von zu Hause mitgeben – sodass Ihr Kind immer etwas Vertrautes in der Nähe hat.
Die Kindertagespflege wird zum Alltag: Die Anwesenheitszeit des Kindes in der Großtagespflege wird nach den individuellen Bedürfnissen und im individuellen Tempo ausgeweitet. Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, wenn die wichtigen Schritte, wie das gemeinsame Essen, der Mittagsschlaf, die Wickelsituation, etc. unter Einbeziehung der kindlichen Bedürfnisse gut gelingen. Im Anschluss kann das Kind zu den vereinbarten Betreuungszeiten unsere Großtagespflege besuchen.
Rundum die Eingewöhnungszeit ist es wichtig, dass die Familie keine Urlaubsreise oder Auszeit plant und die Eltern sich ausreichend Zeit nehmen. Durch Krankheit oder unvorhersehbaren Ereignissen, kann sich die Eingewöhnungszeit ausdehnen. Sollte es Rückschritte geben (z.B. aufgrund von Krankheit oder Trennungsängsten), wird das Tempo verlangsamt oder wir gehen einen Schritt zurück. Hier bitten wir um Geduld und Verständnis.
Wahrscheinlich ist Ihr Kind nun zu Hause anhänglicher und möchte die Nähe zu Ihnen nachholen, die es während der Betreuungszeit nicht mehr hat. Geben Sie Ihrem Kind diese Zeit und Nähe. Auch auf das Schlafverhalten Ihres Kindes, können sich die vielen neuen Erfahrungen und die neue Situation auswirken, die Ihr Kind erstmal verarbeiten möchte.
Eine offene Kommunikation und ein wertschätzender Umgang miteinander sind uns sehr wichtig, bitte sprechen Sie uns bei Fragen, Unsicherheiten oder Sorgen an.
Eine positive Haltung, von Ihnen als Eltern, stärkt das Vertrauen des Kindes in die neue Umgebung und der neuen Situation.